Expertenmeinungen zur Luftverkehrserholung nach Covid

Die Covid-19-Krise hat aufgrund ihrer Natur und ihres Ausmaßes jeden von uns betroffen. Einzelpersonen oder Unternehmen reagieren auf unterschiedliche Weise. Zusammen mit der verarbeitenden Industrie ist der Sektor Luftverkehr einer der am stärksten betroffenen Industriezweige der Welt. Während diese Branche immer die Fähigkeit hatte, sich schnell von früheren Krisen zu erholen und Wachstumsrekorde zu schlagen, ist es relevant zu verstehen, wie dieser Sektor auf eine unerwartete Krise von historischem Ausmaß reagieren würde und seine Fähigkeit zur Widerstandsfähigkeit zu untersuchen.

Dazu haben wir im Rahmen einer Umfrage ein Expertengremium befragt, das sich aus zehn Fachleuten aus der Branche Luftverkehr zusammensetzt: Mitglieder von Amadeus, einem Anbieter von IT-Reservierungslösungen für die globale Reise- und Tourismusbranche, Mitglieder von nationalen Fluggesellschaften und Privatjet-Gesellschaften sowie ein Mitglied der IATA, der International Air Transport Association. Unsere Datenanalyse und unsere Hauptergebnisse haben gezeigt, dass mehrere Meinungskonvergenzen erreicht wurden und es daher möglich war, mehrere Trends und Perspektiven für die Zukunft des Lufttransportsektors festzulegen.

Wann wird sich der Sektor Luftverkehr erholen?

Die Kundennachfrage wird laut 80% der Experten ab dem Jahr 2022 wieder anziehen. Diese Erholung wird langsam sein und direkt mit der Impfquote in der Welt und dem Abbau der Gesundheitsrestriktionen durch die Länder zusammenhängen. Die vollständige Erholung des Sektor Luftverkehr wird nach Ansicht von 90 % der Experten nicht vor 2023 eintreten.

Wie wird sich der Luftverkehrssektor erholen?

Die Erholung der Branche wird nicht homogen sein und sich je nach Sektor und Anbieter unterschiedlich gestalten. Diese Erholung wird laut 100 % der Experten vom Freizeitverkehr angeführt werden. In der Tat wollen die Menschen nach den Sperrzeiten unbedingt in den Urlaub fahren und werden jede Gelegenheit nutzen, um sich wiederzusehen. Die Erholung des Geschäftsreiseverkehrs hingegen wird etwas länger dauern, da sich die Unternehmen an andere Alternativen wie z. B. die Remote-Arbeitstechnologie gewöhnt haben, die sich als effektiv erwiesen hat. Sie wird jedoch niemals die Interaktion von Angesicht zu Angesicht, also die Geschäftsreise, ersetzen.

Laut 90 % der Experten wird die Marktbelebung daher von den Low-Cost-Airlines angeführt werden. Im Vergleich zu den traditionellen Fluggesellschaften haben sich diese Fluggesellschaften aufgrund ihrer Flexibilität, ihrer Reaktionsfähigkeit auf die Kundennachfrage und ihrer geringen Abhängigkeit vom Langstreckenverkehr als die widerstandsfähigsten erwiesen.

Was ist mit dem Sektor der Privatjets? 30 % der Experten glauben, dass auch Privatjet-Gesellschaften eine relativ schnelle Erholung erleben werden. In der Tat scheint dieses Segment eine Alternative zu den traditionellen Fluggesellschaften zu sein, die aufgrund der geringen Nachfrage ihre Routen reduziert und ihre Flüge gestrichen haben. Daher nutzt es die Krise aus, indem es attraktive Preise anbietet und so neue Reisende anzieht. In diesem Fall könnte die Zukunft für lokale Lufttaxis rosig sein, die den Markt ankurbeln können. Die Privatflüge werden daher sicherlich besser abschneiden als vor der Krise, aber ihre Kapazität reicht noch nicht aus, um die allgemeine Erholung der Branche zu beeinflussen.

Sind Änderungen zu erwarten?

Während dieser Erholung werden neue Geschäftsmodelle für den Luftverkehr entstehen, einige Fluggesellschaften werden ihren Aktionsradius deutlich reduzieren und eine Konsolidierung nicht vermeiden. Nach der Krise wird der Marktkuchen zum Teilen kleiner sein. Durch die Anpassung ihres Geschäftsmodells werden die Fluggesellschaften in der Lage sein, sich von der Krise zu erholen, da sie gezwungen sein werden, ihre Kapazitäten zu reduzieren, bestimmte Strecken aufzugeben (oder sich denen zuzuwenden, die profitabel sind) und ihren Umfang zu verringern.

Die Luftverkehrsbranche wird nach Meinung von 60 % der Experten auf ein niedrigeres Produktionsniveau als vor der Krise zurückkehren. Grund dafür sind Umweltaspekte und die globale Wirtschaftslage, die zum Ende des Massentourismus führen wird. Dennoch teilen 40% der Experten diese Meinung nicht. Ihnen zufolge werden sich die Fluggesellschaften an diese Entwicklung anpassen und sehen kein Hindernis für die Erholung des Sektors.

Welche Lösungen werden zur Erholung angeboten?

Die Erholung wird sich um die Digitalisierung der Prozesse, ein neues Kundenerlebnis und die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren des Sektors drehen. Laut der Mehrheit der Experten wird die Erholung des Sektors eine Erhöhung der Gesundheitssicherheit erfordern, um das Vertrauen der Passagiere zu stärken, indem der Flughafen- und Flugbetrieb viel effizienter und intelligenter gestaltet wird. Denken Sie an den Gesundheitspass oder kontaktlose Technologien, die als die beiden wichtigsten Lösungen angesehen werden, die eingeführt werden sollten, um die Erholung zu beschleunigen.

Neue Kundenanforderungen, die sich auf Gesundheit und Sicherheit konzentrieren, werden daher neue kommerzielle Angebote diktieren, die nach Meinung einer großen Mehrheit der Experten personalisiert und viel flexibler sein müssen.

Gibt es eine Zukunft für den Luftverkehrssektor?

Diese Trends erlauben uns zuzugeben, dass die Lösungen, die für die Erholung von der Krise vorgesehen sind, dem Lufttransportsektor erlauben, ein neues Gleichgewicht zu finden und mit der alten Situation zu brechen. Wir stehen also vor einem noch nie dagewesenen Szenario und einem historischen Wendepunkt für den Luftverkehrssektor, der sich immer von den verschiedenen Krisen (Terrorismus, Geopolitik, Wirtschaft usw.) erholen konnte, indem er sein Wachstum und seinen Zustand des Gleichgewichts vor der Krise wiedererlangte. Eine Vielzahl von Faktoren (Verhaltens-, Finanz-, Umwelt- und Technologiefaktoren) wird den Sektor und seine Akteure daher zwingen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, was ihre Arbeitsweise für immer verändern wird. In der Tat sind laut Experten die wichtigsten Herausforderungen, denen sich der Luftverkehrssektor in den nächsten 10 Jahren stellen muss, umweltbedingte (90 %), soziale und wirtschaftliche Entwicklungen (50 %) sowie technologische Herausforderungen (60 %).